Schlimme Folgen für die Seele
Senden. „Starke Kinder, die wissen, dass sie Rechte habe, werden viel seltener Opfer. Alles, was wir tun können, um Kinder zu stärken, schadet den Tätern“, setze Astrid-Maria Kreyerhoff vom Verein Zartbitter in Münster einen deutlichen Schlusspunkt an einen Abend, der die Teilnehmer herausforderte: Am vergangenen Mittwoch hat der Ortsverband der CDU in die Gaststätte Journal eingeladen, um sich mithilfe von Experten intensiv mit Ursachen und Folgen häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Frauen, aber auch Männer auseinanderzusetzen. Bestürzung und Erschütterung ob der hohen Fallzahlen machten sich unter den Gästen breit, als Jörg Irle für den Roten Keil Senden den Auftakt machte und nachvollziehbar schilderte, wie sehr Kinder unter den seelischen Folgen sexuellen Missbrauchs im häuslichen Umfeld litten: „Das sind keine Einzelerlebnisse, sondern die Kinder sind ihren Tätern über lange Zeit ausgesetzt. Da wird Vertrauen aufgebaut und ausgenutzt.“ Gemeinsam mit Lisa Stricker vom Vorstand stellte Irle den Roten Keil und seine Projekte zur Prävention und zur Opferhilfe im In- und Ausland vor.
„Als ich vor rund 30 Jahren bei Zartbitter anfing, galt sexualisierte Gewalt in Familien noch als Randthema“, betonte auch Astrid-Maria Kreyerhoff wie zuvor schon Irle die positive Entwicklung, dass derlei systematische Verbrechen mittlerweile aus der Tabuzone ans Tageslicht geholt worden seien. Der Verein Zartbitter widme sich der Beratung, Schulung und Präventionsarbeit. „Zwei Drittel der meist jungen Menschen, die bei uns Hilfe suchen, sind weiblich, ein Drittel männlich“, ordnete sie ein. „Wir verstehen uns als Brücke, denn auf einen Therapieplatz warten die Opfer meist lange.“
Die anschließende Diskussion offenbarte, dass den Gästen insbesondere sexuell motivierte Kontakte innerhalb der sozialen Medien und anderer Plattformen Sorge bereiten. Hier warben beide Vereine für eine gründliche, lückenlose und verpflichtende Aufklärung der Kinder und Jugendlichen. Auch formulierten die Experten klare Forderungen an alle Ebenen der Politik, die neben einer zuverlässigen Finanzierung auch ganz konkret niederschwellige Anlaufstellen vor Ort, mehr Plätze in Frauenhäusern und fundierte Aufklärung auch von Fachkräften umfasste.