Podiumsdiskussion "Einführung verpflichtendes Dienstjahr"

Verpflichtend oder freiwillig?

Wie soll das zukünftige Engagement junger Menschen zukünftig gestaltet werden, das bislang im Rahmen des Freiwilligen Sozialen und Ökologischen Jahres in Schulen, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, der Landschafts- und Denkmalpflege sowie bei der Bundeswehr als Freiwilligen Wehrdienst stattfindet?
Kann ein verpflichtender Dienst ein Gewinn für unsere Gesellschaft sein und unsere Demokratie stärken, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für die Einführung wirbt? Oder ist es doch nur eine Zumutung für junge Menschen?

Zu einer Diskussion über dieses aktuelle Thema hatte die Jungen Union Senden sowie der CDU-Ortsverband Senden am vergangenen Mittwoch gemeinsam in die Gaststätte Journal eingeladen. Als Podiumsgäste nahmen der Landtagsabgeordnete Dietmar Panske MdL, der Beigeordnete der Gemeinde Senden, Holger Bothur sowie Jolante Sielenkemper, Leiterin der neuen Caritas Tagespflege am Grete-Schött-Ring und und Marcel Wollenberg, Leiter der Kita St. Franziskus Senden, teil.
In einem sehr engagierten und differenzierten Austausch wurden die unterschiedlichen Aspekte, Vor-und Nachteile der beiden Varianten diskutiert. Einigkeit herrschte darüber, dass ein verpflichtendes Dienstjahr keinesfalls zur Überbrückung von personellen Engpässen in sozialen Berufen dienen dürfe. In diese Richtung äußerte sich auch Holger Bothur, der den wichtigen und hilfreichen Einsatz der Bufdis in den Sendener Schulen und Kitas hervorhob, jedoch davor warnte, mit der Einführung eines Pflichtdienstes auf die steigende Vielfalt an Aufgaben und Betreuungsbedarfen und dem gleichzeitig wachsenden Fachkräftemangel zu antworten. Zudem wies er auf die Wichtigkeit hin, dass vor einer möglichen Einführung unbedingt ausreichend Plätze für die dann Verpflichteten vorhanden sein müssten.
Die Notwendigkeit, zunächst entsprechende Voraussetzungen für eine Dienstpflicht zu schaffen um damit den Erfolg eines solchen Vorhabens zu sichern, betonte auch Marcel Wollenberg, der die Idee jedoch insgesamt positiv sieht. Mehrfach betont und gefordert wurde, dass sowohl ein freiwilliger als auch ein verpflichtender Dienst mit einem Mehrwert in ideeller aber auch materieller Hinsicht ausgestattet werden sollte.
Sehr deutlich sprach sich Jolanthe Sielenkemper für die Beibehaltung der Freiwilligkeit sowie die Attraktivierung und Stärkung der Freiwilligendienste aus. „Durch ein Pflichtjahr laufen wir Gefahr, junge Menschen als billige Arbeitskräfte einzusetzen“. Zu bedenken gab Dietmar Panske jedoch die durch den Ukrainekrieg bedingten gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und forderte eine stärkere Bewußtmachung der Frage, ob es in einer zunehmend fragmentierten und pluralistischen Gesellschaft nicht an der Zeit wäre, einmal aufzuzeigen, dass eine Staatsbürgerschaft nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten begründe und den Menschen etwas abverlange.
Die Notwendigkeit der Stärkung des Pflichtbewusstseins und der frühen Wertevermittlung wurde während der gesamten Diskussion immer wieder betont. Ebenso das gemeinsam anzustrebende Ziel, die Gemeinschaft sowie die Demokratie stärken zu wollen und zu müssen.
Den richtigen Weg dahin zu finden bleibt nach wie vor die große Herausforderung. Einig war man sich insbesondere in der Würdigung des gesellschaftlichen Engagements der jungen Menschen, egal ob Pflicht oder Freiwilligkeit.